Wir dokumentieren hier die Rede mit der wir heute im Rat der Stadt unsere §-24-Anregung für einen Verzicht auf die Vorfestlegung auf Abriss des Bildungs- und Verwaltungszentrums begründet haben. Unsere Anregung wurde von der rot-grünen Ratsmehrheit abgelehnt.
Sehr geehrter Oberbürgermeister Eiskirch,
sehr geehrte Ratsmitglieder,
liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,
Als Netzwerk »Stadt für alle«, freuen wir uns, dass der Rat der Stadt Bochum den Ratsbeschluss aus dem Jahre 2017, der den Abriss von Musikschule, Gesundheitsamt und BVZ vorsah, heute modifizieren will.
Wir begrüßen, dass die Grundstücke nun nicht mehr verkauft, sondern im Wege des Erbbaurechtes vergeben werden sollen. Auch den Erhalt und die Entwicklung des Gebäudes der Musikschule in einem gemeinwohlorientierten Sinne – wie vom »Zukunftsmusik e.V.« vorgeschlagen – halten wir für eine gute Idee. Wir begrüßen ebenfalls, dass die unfassbare Idee den Appolonia-Pfaus-Park durch eine Bebauung zu verkleiner, nun auch offiziell vom Tisch ist.
In der Beschlussvorlage der Verwaltung wird jedoch der Abriss des Bildungs- und Verwaltungszentrums nicht aufgehoben. Vielmehr heißt es in der Begründung: „Für den Entwurf zur Wohnbauentwicklung durch den Investor*in wird der Rückbau des BVZ, der Turnhalle und des Gesundheitsamtes vorausgesetzt.“ (s. S.3).
Als Netzwerk »Stadt für alle« möchten wir anregen das Gebäude des BVZ optional zu erhalten und nachzunutzen.
Im Vorwort des dritten Magazins zum Haus des Wissens »Stadtgold« schreibt Oberbürgermeister Eiskirch: „Bochum berücksichtigt die ökologische, gesellschaftliche und ökonomische Nachhaltigkeit bei allen Entscheidungen und priorisiert – wenn möglich – jene, die den Klimawandel oder dessen Folgen abschwächen.“
Warum soll das nicht für das BVZ gelten?
Damit diese Priorität auch im folgenden Beschluss zum Ausdruck kommt, regen wir an, ihn beim Baustein 1 durch fünf Wörter zu ergänzen, und zwar: „ohne Vorfestlegung auf einen Abbruch“.
Sie alle hier im Saal kennen die Herausforderungen des Klimawandels für die nachhaltige Entwicklung dieser Stadt. Sie haben den Klimanotstandsbeschluss und die Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet. Sie wissen, dass Bauen für 40 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich ist. Sie wissen auch das verantwortliche Expert:innen und Institutionen aus Architektur und Städtebau, Stadtentwicklung heute aus dem Bestand heraus planen und dafür plädieren die graue Energie nicht einfach zu vernichten. Keiner will heute zurück in die 70er Jahre der Kahlschlagsanierungen.
Die Verwaltung hat vorgeschlagen unserer Anregung nicht zu folgen weil sie befürchtet der Erhalt des BVZ sei bei der Vermarktung der Flächen ein Klotz am Bein und würde potentielle Investorinnen einschränken. Das mag sein.
Als »Stadt für Alle« sind wir jedoch der Meinung das die Stadt Bochum und die Stadtgesellschaft entscheiden sollten was an dieser Stelle und mit diesem Gebäude geschehen soll, und nicht der Markt.
Ideen gibt es viele. Zwei haben wir in diesem Jahr auf Veranstaltungen vorgestellt. Der Entwurf des Architekten Lennart Flörke sieht beispielsweise vor, in der Innenstadt Infrastrukturlücken zu schließen: 100 Sozialwohnungen, eine Kindertagesstätte und eine Stadtteilkantine könnten im BVZ ein neues Zuhause finden.
Die Stadt Bochum könnte hier ein innovatives, ökologisches, soziales und zukunftsorientiertes Projekt realisieren, das zugleich ein wichtiger Baustein für die Entwicklung der Innenstadt an zentraler Stelle wäre.
Wir hoffen, dass Sie diese Chance nutzen und von einer Vorfestlegung auf Abriss und Neubau absehen. Es sollte der ökologisch und gesellschaftlich nachhaltigste Entwurf umgesetzt werden. Wir würden uns freuen, wenn Sie unserer Anregung folgen.
Vielen Dank!