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Info-Karte Innenstadt

Welche Veränderungen sind in der Bochumer Innenstadt geplant? Unsere interaktive Karte zeigt die Gebäude und Flächen die in der Bochumer Innenstadt neu gestaltet werden sollen. Klicken Sie auf den jeweiligen Marker um mehr zu erfahren.

Ein paar erste Positionen des Netzwerks »Stadt für Alle« zur Umgestaltung der Innenstadt finden Sie hier.


Appolonia-Pfaus-Park

Die Namensgeberin des Parks Appolonia Pfaus war eine Sinteza, die 1878 in der Schweiz geborene wurde. Sie war Mutter von 11 Kindern. Appolonia Pfaus lebte zuletzt bei ihrem vierten Sohn Peter in Bochum, der hier im Bochumer Verein arbeitete. Allerdings verlor er seine Anstellung dort, weil die ostdeutschen Zwangsarbeiter*innen noch günstiger waren, als die „Reichsdeutschen Zigeuner“. Am 21. Oktober 1943 wurde Peter Pfaus mit seiner Familie gezwungen, die Deportation ins Todeslager Auschwitz anzutreten. Seine Mutter Appolonia wollte sich nicht von ihrer Familie trennen und folgte ihnen. 1944 starb sie in Auschwitz an den Folgen der Lagerhaft und Zwangsarbeit.

2004 konnte die VVN nach langen Verhandlungen mit der Stadt erwirken, dass der Park nach Appolonia Pfaus benannt wurde, um ein Zeichen der Mahnung und Erinnerung den ermordeten und verfolgten Sinti und Roma während der Nazizeit zu setzten.

In einer Machbarkeitsstudie der Stadt Bochum zur möglichen neuen Bebauung am Appolonia-Pfaus-Park, ist ein Gebäudekörper auf der Fläche des Parks entlang der Windmühlenstraße eingezeichnet. Ob die Bebauung in dieser Form umgesetzt und der Park damit verkleinert wird, ist noch offen.

Die Stadt bemängelt, dass der Park bisher kaum genutzt wird. Sie stellt sich vor, dass er durch die geplante Randbebauung stärker von den neuen Anwohner*innen genutzt werden kann. Bis jetzt gibt es seitens der Stadt keine Vorschläge dazu, wie der Park ein Möglichkeitsraum und Begegnungsort für die bisherigen Anwohner*innen oder Besucher*innen der Stadt sein könnte.

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Bildungs- und Verwaltungszentrum (BVZ)

Das Bildungs- und Verwaltungszentrum (BVZ) wurde im Jahr 1980 eröffnet. Untergebracht sind hier aktuell die Stadtbücherei, die Volkshochschule und diverse Ämter der Stadt Bochum. Obwohl das Gebäude erst 38 Jahre jung ist, ist es stark sanierungsbedürftig, da die Stadt Bochum zum Substanzerhalt notwendige Arbeiten immer wieder verschoben bzw. nicht vollständig durchgeführt hat. Unter anderem ist das Dach undicht.

Im April 2016 kündige Oberbürgermeister Thomas Eiskirch ohne vorherigen Beschluss der zuständigen Gremien an, dass das Gebäude nicht saniert, sondern komplett abgerissen werde. Zur Begründung hat die Stadt ein Gutachten bei der Consulting-Agentur Ernst & Young in Auftrag gegeben, bei dem raus kam: Das Gebäude sei so heruntergewirtschaftet, dass eine Sanierung genauso teuer wäre wie der Abriss und ein Neubau. Im November 2017 beschlossen die SPD und die Grünen, dass das BVZ zusammen mit der Musikschule, dem Gesundheitsamt und der Westring-Turnhalle abgerissen werden soll. Den Neubau eines mindestens gleichwertigen Verwaltungsgebäudes beschlossen sie jedoch nicht. Stattdessen sollen die 12.800 Quadratmeter bester Innenstadtlage verkauft, also privatisiert werden.

Investoren sollen an dieser Stelle unter der Überschrift „Wohnen am Apollonia-Pfaus-Park“ hochwertige Wohnungen errichten. Der Stadt fehlen nach dem Abriss der Gebäude rund 15.000 Quadratmeter Bürofläche für mehr als 700 Arbeitsplätze. Dafür will die Stadt allerdings keinen Ersatzbau in städtischem Eigentum schaffen, sondern stattdessen dauerhaft etwa 40 Prozent der Geschossfläche anmieten, die der private Hamburger Investor HBB auf dem ehemaligen Justiz-Areal errichten will.

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Musikschule und Gesundheitsamt

Die Stadt Bochum will die Grundstücke, auf denen jetzt noch die Musikschule und das Gesundheitsamt stehen, an einen privaten Investor verkaufen – zusammen mit der Fläche des Bildungs- und Verwaltungszentrums, das angerissen werden soll. Auf diesen Grundstücken ist der Neubau hochwertiger Wohnungen geplant. Auch geförderter Wohnungsbau soll berücksichtigt werden.

Bei diesen Flächen in zentraler Lage und unmittelbarer Nachbarschaft zum Appolonia-Pfaus-Park, handelt es sich aus städtebaulicher Sicht um sehr wertvolle Grundstücke die unter der Überschrift „Wohnen am Apollonia-Pfaus-Park“ vermarktet werden sollen.

Ob die Musikschule und das Gesundheitsamt ebenfalls abgerissen oder in eine zukünftige Bebauung mit neuer Nutzung integriert werden, ist zur Zeit noch offen. Als neuer Standort der Musikschule ist das ehemalige Arbeitsgericht gegenüber dem Musikforum bzw. der Marien-Kirche vorgesehen.

Obwohl die Musikschule ein gelungenes Beispiel für die Architekturqualität der 50er Jahre ist, steht sie nicht unter Denkmalschutz. Die Musikschule ist baulich in einem sehr guten Zustand. Ihr Abriss wäre ökologisch und wirtschaftlich unsinnig. Das Gebäude können für eine neue gemeinwohlorientierte Nutzung umgebaut werden. Denkbar wäre eine Mischung aus Wohnen, Kultur und sozialer Infrastruktur.

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Telekom-Block

Der Telekom-Block hat eine Grundfläche von rund 6.000 Quadratmetern und steht zum großen Teil leer. Die Stadt Bochum hat das Gebäude im Juli 2018 für rund 6,5 Mio. € gekauft. Zuvor gehörte es dem Bochumer Textil-Einzelhändler Andor Baltz der in der Bochumer Innenstadt das Modehaus Baltz betreibt. Andor Baltz hatte den Telekom-Block für 5,3 Mio. € erworben. Durch Kauf und Verkauf realisierte er innerhalb nur weniger Jahre einen Gewinn von 1,2 Mio. € der aus öffentlichen Mitteln stammt.

Der Telekom-Block und das angrenzende Areal des ehemaligen Justizzentrums sollen als sogenanntes »Viktoria-Karree« entwickelt werden. Erste Planungen für den Telekom-Block sehen seine Nutzung als Ersatzgebäude für das Bildungs- und Verwaltungszentrum vor, das abgerissen werden soll. Mit der zukünftigen Nutzung des Telekom-Blocks als Stadtbibliothek und VHS soll ein »Haus des Wissens« entstehen. Auch städtische Verwaltungseinrichtungen können im Gebäude untergebracht werden. Zusätzlich ist angedacht durch die Überbauung des Innenhof im Gebäudekomplex eine Markthalle einzurichten.

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Justiz-Areal

Das sogenannte Justiz-Areal umfasst mit 10.500 qm die gesamte Fläche, die bis 2017 Amtsgericht, Landgericht und Staatsanwaltschaft beherbergte. Die Asbestverseuchung dieser Gebäude und der dadurch notwendige Neubau am Ostring setzten die gesamte Neuplanung für das »Viktoria-Karree« 2007 überhaupt erst in Gang.

Nachdem zunächst die Hamburger ECE, die auch Citypoint und Drehscheibe betreibt, als sicherer Investor galt, erfolgte eine gemeinsame PLanung mit dem Gelände des benachbarten Telekom-Blocks. Doch der Telekom-Block wurde überraschend vom Bochumer Kaufmann Andor Baltz erworben, der andere Pläne hatte. Die ECE stieg aus.

Im Januar 2014 entschied sich das Preisgericht des Investorenwettbewerbs für den Entwurf der Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft (HBB), die jedoch ebenfalls den Telekom-Block mit umfasste und deshalb nicht 1:1 umgesetzt werden kann. Die HBB will nun möglichst nahe an der ursprünglichen Planung bauen.

Die Rede ist von einem Investitionsvolumen von 100 Mio. €, mit der 15.000 qm Einzelhandelsfläche und 500 Stellplätze entstehen sollen. Dabei ist aber keine geschlossene Shopping-Mall wie die Dortmunder Thier-Galerie oder der Limbecker Platz in Essen geplant, sondern eine offene Struktur mit mehreren 4-5-geschossigen Gebäuden, die kleine Plätze und Gassen ausbilden. In den oberen Geschossen sollen flexible Büroflächen für Nutzer mit unterschiedlichen Anforderungen geschaffen werden. Dazu sollen Gastronomieangebote, Dienstleistungen, ein Fitnesszentrum und ein Hotel kommen.

Die Stadt Bochum hat entschieden 15.000 qm der entstehenden Büroflächen für eine Nettokaltmiete von 15,50 € pro qm für städtische Behörden mit rund 700 Arbeitsplätzen anzumieten. Die Anmietung der Flächen durch die Stadt Bochum und der überdurchschnittliche Mietpreis den sie bereit ist dafür zu zahlen, machen das Investment für die HBB überhaupt erst attraktiv. Mit der Stadt Bochum als großen Ankermieter – sie mietet rund 40 % der gesamten Fläche – erhält die HBB garantierte Mieteinnahmen über einen Zeitraum von mindesten 20 Jahren.

Solche Modelle einer „Public Private Partnership“ oder öffentlich-privaten Partnerschaft sind sehr umstritten. Generell besteht das Risiko, dass ÖPP-Projekte teurer werden als ihre möglichen rein öffentlichen Alternativen. Und es besteht immer ein Zielkonflikt: Eine Stadt sollte als Gemeinwesen seine Ressourcen für das Gemeinwohl seiner Bürger*innen einsetzen. Ein Unternehmen dagegen ist an Gewinnmaximierung interessiert. In der Praxis bedeute das oftmals Knebelverträge, unkalkulierbare Kostensteigerungen und natürlich die Privatisierung öffentlicher Gelder.

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