Wir bekommen immer wieder Anfragen, was wir nach der Unterschriftenkampagne zur Neugestaltung der Fläche am Appolonia-Pfaus-Park eigentlich weiter machen. Öffentlich sind unsere Aktivitäten vielleicht nicht mehr ganz so sichtbar. In Wirklichkeit sind wir aber eher noch aktiver geworden: Unser Netzwerk ist im letzten Jahr stark gewachsen. Weiterhin ist ein Schwerpunkt unserer Arbeit eine gemeinwohlorientierte Entwicklung der Flächen und Gebäude zwischen Rathaus und Appolonia-Pfaus-Park. Dies erfordert politisches Engagement auf unterschiedlichen Ebenen. Daher arbeiten wir inzwischen in verschiedenen Arbeitsgruppen.
So gibt es zum einen weiterhin Forderungen an die Ratsfraktionen, die wir im Kommunalwahlkampf zur Diskussion stellen. Die Arbeitsgruppe „Kommunalwahl“ hat dazu Wahlprüfsteine entwickelt. Unsere zentralen Forderungen bleiben der Stopp des Verkaufs der Flächen zwischen Rathaus und Appolonia-Pfaus-Park, ihre Vergabe nach Erbbaurecht, der Erhalt der Gebäude Musikschule und Gesundheitsamt sowie ein Verfahren zur Entwicklung des gesamten Areals, an dem die Bewohner*innen Bochums beteiligt werden.
Die Beteiligung von Bewohner*innen ist in Bochum unterentwickelt. Daher arbeitet unsere AG „Bürger*innenbeteiligung“ gemeinsam mit dem „Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung“ an konkreten Konzepten der Beteiligung, an die sich die Stadt in Zukunft halten soll. Sie könnten dann auch bei der Neugestaltung der Fläche am Appolonia-Pfaus-Park Anwendung finden. Die Stadt hat sich mittlerweile bereit erkärt, in einem Akteursforum, in dem wir mitwirken, regelmäßig über geeignete Formen der Bürgerbeteiligung zu sprechen.
Um den der Abriss der Musikschule und des Gesundheitsamts zu verhindern, muss nicht nur ein konkretes Konzept für die Nachnutzung gefunden werden, sondern auch ein Träger der diese Gebäude gemeinwohlorientiert entwickelt. Daher beteiligen wir uns an dem Projekt »Zukunftsmusik«. Die Interessensgemeinschaft »Zukunftsmusik« sucht neue Mitstreiter*innen und wird in absehbarer Zeit der Stadt ein Konzept präsentieren. Eine erste öffentliche Veranstaltung hat dazu bereits stattgefunden.
Das Thema Wohnen wir bundesweit immer wichtiger. Für Bochum gilt das ebenso. Bereits vor zwei Jahren fehlten 25.000 Wohnungen, die auch für die Bewohner*innen mit geringeren Einkommen bezahlbar sind. Nicht nur die Mieten sind teilweise erheblich gestiegen, es fehlt auch ein städtisches Konzept, wie Wohnungen wieder bezahlbar und Segregationsprozesse aufgehalten werden können. Aktuell sinkt zum Beispiel die Zahl der Sozialwohnungen, weil nur noch sehr wenige neu gebaut bzw. im Bestand gehalten werden. Eine soziale Wohnungspolitik benötigte die Stärkung gemeinwohlorientierter Akteure bei der Vergabe von Grundstücken, einen höheren Anteil von geförderten Wohnungen und die Umwandlung der kommunalen VBW zum gemeinwohlorientierten Wohnungsunternehmen. Am 28. März 2020 rufen bundesweit und international zahlreiche Organisationen und Gruppen zum „Housing Action Day“ auf. Stadt für Alle beteiligt sich in einem Bochumer Bündnis an diesem Aktionstag.
Weiterhin fehlt es aus unserer Sicht der Stadt Bochum an der kreativen Energie, die Stadt neu zu denken – jenseits der großen Industrien, die heute weitestgehend Geschichte sind, und jenseits eines Selbstverständnisses von Stadt als „Unternehmen“. Im Projekt „Visionen“ entwickeln wir eine Erzählung, die Basis der Idee einer solidarischen, offenen und ökologischen Stadt sein könnte. Dabei wollen wir die vielen in den letzten Jahren entstandenen Projekte, freien Räume und Initiativen, die sich bereits für eine solidarische, offene und ökologische Stadt einsetzten, mit einbinden und sichtbar machen.