Die Diskussionen um die Schließung der Freibäder in Langendeer und Höntrop zeigen, wie nötig städtische Infrastruktur ist. Noch gibt es in Bochum derzeit sieben städtische Schwimmbäder (Hallen- und Freibäder). Das könnte sich bald ändern.
Gremium außerhalb demokratischer Kontrolle soll über Zukunft von Schwimmbädern entscheiden
Ob wir in Bochum das Freibad in Höntrop verlieren werden, darüber soll nun im Februar die sogenannte Holding für Versorgung und Verkehr (HVV) „final“ entscheiden. Sehr treffend weisen die Freundinnen und Freunde des Hallenfreibades Höntrop darauf hin, dass die Entscheidung über die Zukunft des Freibades in Höntrop keiner direkten demokratischen Kontrolle unterliegt. Zu befürchten ist ein Vorgeschmack darauf, was bei weiterhin knapper Kasse im sozialen Bereich zu erwarten ist. Nicht etwa ein demokratisch gewähltes Gremium entscheidet über die Zukunft von Freibädern- und anderen Sport- und Freizeiteinrichtungen, sondern eine Holding, die nach wirtschaftlichen Interessen und ohne die demokratische Mitbestimmung der Bochumer:innen Entscheidungen trifft. Die Entscheidung der Holding wird kaum nach Kriterien des Gemeinwohls und der Interessen der Schwimmbadnutzer:innen ausgerichtet sein. Denn 2018 hat die Stadt Bochum mit der Wasserwelten GmbH unter dem Dach der Holding HVV den gemeinwirtschaftlichen Betrieb der Bäder ein gewinnorientierte Gesellschaft übertragen.
Wie lernen Kinder schwimmen, wenn die Orte fehlen oder nicht erreichbar sind, an denen sie schwimmen lernen können? Wer nicht schwimmen kann, ist oft vom sozialen Leben ausgeschlossen, etwa auf Kinderfreizeiten oder im Freundeskreis. Insgesamt gibt es zu wenige Schwimmkurse und das Schulschwimmen kann diesen Missstand nicht ausgleichen. Das belegt eine repräsentative Forsa-Umfrage für die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) aus dem Jahr 2017. Demnach sind 59 Prozent der Zehnjährigen keine sicheren Schwimmer:innen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Dazu gehören geschlossene oder vor der Schließung stehende Bäder, fehlende Bäder in Wohnort- und Schulnähe.
Schwimmbäder sind zentrale soziale Infrastruktur für unsere Stadtgesellschaft
Doch es geht nicht nur um schwimmen als notwendige lebensrettende Maßnahme. Das Schwimmbad ist einer der letzten Treffpunkte, in der noch Menschen verschiedenen Alters, Herkunft und Einkommen zusammenkommen. Planschen, Schwimmen, Gymnastik- und Schwimmkurse, sich am Springturm beweisen oder Freibadpommes, dies sind die Dinge, die uns dort vereinen. Besonders für Familien und Menschen ohne eigenen Pool, Garten oder Balkon sind Freibäder im Sommer wichtige Orte der Erholung und Begegnung.
Rettungsring für Gemeingüter
Wir sehen eine gesellschaftliche Verpflichtung der Stadt, den Bochumer:innen trotz der Mehrkosten und des hohen Aufwandes dieses Gemeingut zu ermöglichen. Als lebensrettende Maßnahme und als Teil einer städtischen Infrastruktur. Es ist an der Zeit endlich zu begreifen, das auch öffentliche Freizeiteinrichtungen ein wichtiger Teil unserer Gemeingüter sind, die nicht kommerziell zu betreiben sind, sondern uns allen bereit stehen müssen. Und zwar zu einem Preis, der es uns allen ermöglicht diese zu nutzen und in einer Entfernung, so dass auch Kinder, Jugendliche und Menschen ohne Auto diesen Ort gefahrlos erreichen können.
In diesem Sinne ist es an den Verantwortlichen der Stadt Bochum, eine tragfähige Finanzierung für alle städtischen Schwimmbäder zu ermöglichen und den Sanierungsstau zu beheben. Die Bedarfe für Schwimmbäder sind in Bochum vorhanden – die vorhandenen Kapazitäten sind auszubauen um den Bochumer:innen aller Stadtteile ein gutes Angebot machen zu können!
Wir möchten bei der Gelegenheit dazu aufrufen, die Freunde des Freibads Langendreer mit einer Unterschrift bei ihrer Initiative zum Erhalt des Freibads in Langendreer zu unterstützen.
Zur Petition »Das Freibad Langendreer darf nicht baden gehen«