Samstag 26.03.2022: Vortrag und Aktion mit gemeinsamem Abschluss am FLINTA*only-Tresen in der Oval Office Bar
»Stadt für Alle« in Kooperation mit der »Take Back The Night Crew«
Beginn des Vortrags um 17.00 Uhr im botopia mit anschließender Aktion und gemeinsamem Abschluss am FLINTA*only-Tresen in der Oval Office Bar (nur für Frauen, Lesben, inter, nicht binäre, trans und agender Personen)
„Die Nacht da draußen ist feindlich, bleib besser zu Hause…“
Uns wird von klein auf eingeredet, dass die Nacht gefährlich für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre und trans Personen ist. Alle lernen das. Aber einen Effekt daraus spüren und erfahren nur wir FLINTA* – Personen.
Wenn wir nach „Draußen gehen“ sollen wir ständig mitdenken: Wie komme ich später wieder nach Hause? Welche Wege gehe ich? Wem könnte ich begegnen? Was ziehe ich an?
Pfiffe, Kommentare, Blicke oder auch der Griff an den Arsch sorgen dafür, dass FLINTA*s sich an bestimmten öffentlichen Orten unwohl fühlen. Einen Umgang damit müssen die meisten für sich selbst finden. Als „Lösung“ wird nur vorgeschlagen, sich fernzuhalten, drinnen zu bleiben.
Niemand stellt in Frage, dass es so ist. Es wird nicht darüber geredet, wie Tätern beigebracht wird, uns in Ruhe zu lassen. Stattdessen werden wir selbst für die Angriffe auf unsere Freiheit und unsere Körper verantwortlich gemacht, wenn wir uns dem angeblich sicheren zu Hause entziehen, wenn wir unsere Kinderzimmer und unsere Küchen verlassen, wenn wir die Kleidung tragen, die wir für uns bestimmt haben, wenn wir in Territorien eindringen, die nicht für uns vorgesehen sind.
Durch Sätze wie:„Der Rock war aber auch sehr kurz, das lädt ja dazu ein.“ „Sie war ja auch betrunken, da darf sie sich nicht wundern“ „Warum bist du auch alleine im Bermuda3eck unterwegs?“wird uns eine Teil-Verantwortung zugesprochen.
Es reicht! Diese Verantwortung weisen wir zurück. Unsere Mobilität darf nicht in Frage gestellt werden. Wir wehren uns und holen uns unsere Freiheit zurück!
Zumal es „drinnen“ gar nicht sicher ist!
85 Prozent aller Übergriffe, Vergewaltigungen, Morde und Femizide finden in Nahbeziehungen, also in genau diesem „drinnen“ statt. Medial ist diese sehr reale Gefahr nicht repräsentiert und schlecht verwertbar. Nachrichten stellen sensationsheischende Berichte zu gewalttätigen Verbrechen von „Fremden“ an FLINTA*’s ins Zentrum der Öffentlichkeit. Der „Fremde“ ist gefährlich und wenn doch von Gewaltverbrechen durch Partner und Familienangehörigen berichtet wird, spielt schnell die „ethnische Zugehörigkeit“ die Hauptrolle im „Familiendrama“. Hier geben sich Rassismus und Sexismus die Hand.
Und in der fiktiven Welt? In einem Großteil der Crime Serien geht es um schreckliche Gewaltverbrechen an FLINTA*’s, die von fremden Männern verübt werden. Queere und trans* Personen werden als Opfer gezeigt, die ständig um ihre körperliche Unversehrtheit bangen müssen. Wir lernen dadurch: Die Gefahr lauert an jeder dunklen Ecke, sieh dich vor!
So werden patriarchale Strukturen, wie die Kleinfamilie und heterosexuelle Partnerschaften gestärkt. FLINTA*’s scheinen nur hier sicher zu sein. Das sind Konstrukte und Erzählungen, denen wir nicht länger folgen werden. Die erlernte Angst erfüllt eine soziale Funktion und soll uns an unseren Platz verweisen.
Dieser Platz soll im privaten Raum sein, wo wir am besten ungefährliche Reproduktionsarbeit machen: Kochen, Kinder ins Bett bringen, für Gemütlichkeit sorgen. Cis- Männer sind Begünstigte dieses Konstrukts.
Es reicht! Wir begreifen die Stadt- auch nachts- als unseren Ort und lassen uns nicht verdrängen! Wir werden uns Orte aneignen! Wir werden die sozialen und politischen Verhältnisse angreifen! Wer uns eingrenzt, muss mit Widerstand rechnen!
Lasst uns gemeinsam auf die Straße gehen, lasst uns zusammen die bisherigen Verhältnisse über Bord werfen! Wir sind solidarisch, wir sind entschlossen, wir werden zusammen ausgelassene, freie, wilde Nächte verbringen. Fangen wir an und nehmen uns die Orte zurück!
An diesem Abend wollen wir diese systematische Einhegung zunächst gemeinsam demaskieren. Danach möchten wir mit euch losziehen und uns den Raum zurückerobern. Die Oval Office Bar im Schauspielaus wird anschließend Ausgangspunkt sein, gemeinsam in die Nacht zu tauchen.
*FLINTA* only!
Heute Nacht wollen wir unter uns bleiben – trotzdem freuen wir uns über Allies.
Daher: Stay at home! Aber ruft ein paar Freunde an und diskutiert darüber, was ihr tun könnt, um FLINTA*- Allies zu sein: Wie seid ihr so in Clubs und draußen unterwegs? Wie könnt ihr dazu beitragen, dass Räume für Alle angstfrei sind- wenn ihr allein oder auch in einer Cis-Männer Gruppe im Dunkeln unterwegs seid? Bringt ihr euren Freund sofort nach Hause, wenn er sich danebenbenimmt oder versucht ihr doch, Entschuldigungen zu finden? Wie könnt ihr FLINTA* unterstützen, wenn ihr einen Übergriff mitbekommt? Verhaltet ihr euch anders in Gruppen mit oder ohne FLINTA*? Schon „Sei kein Mann“ gelesen? Auf welchen Homepages holt ihr euch Input, wenn ihr nicht weiterwisst und euch bilden wollt? Habt ihr schonmal „ironisch“ cross gedressed (also nicht als Beleidigung, sondern weil ihr es schön findet „weibliche“ Kleidung getragen)? Aber würdet es euch im Alltag nicht trauen? Wann habt ihr zuletzt eine Freundin oder Familienangehörige im Stich gelassen? Ihr habt als cis-Männer Zugang zu Gruppen und Dynamiken, zu denen keine von uns Zugang hat. Der Kampf gegen das Patriarchat findet überall statt. Let’s end this oppression together!
Wir freuen uns über alle Cis-Männer, die ein entsprechendes Treffen organisieren.
Es gilt 2G+ (Alle Teilnehmenden brauchen einen tagesaktuellen Schnelltest.)