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Wohnen ist ein Grundrecht und keine Geldmaschine

Das Netzwerk »Stadt für Alle« beteiligte sich am Samstag den 23.04.2022 an der Demonstration zur Bochumer Hauptverwaltung des Vonovia-Konzerns. Anlass war die bevorstehende Aktionärsversammlung. Rund 400 Menschen folgten dem Aufruf. Darunter Vertreter*innen der Berliner Kampagne »Deutsche Wohnen und Co. enteignen« sowie wohnungspolitische Aktivist*innen aus Hamburg, Göttingen, Düsseldorf und Köln. Sogar Vertreter*innen von Mieter*inneninitiativen aus Schweden und den Niederlanden waren angereist. Vonovia SE ist das größte Wohnungsunternehmen in Europa.

»Stadt für Alle« hielt beim Auftakt am Hauptbahnhof den Eröffnungsbeitrag den wir unten dokumentieren.

Zeitgleich zur Demonstration fand in Bochum der zweite bundesweite > MIETENSTOPP-Gipfel statt. Der Gipfel richtete sich an Akteur*innen der Mieter*innen Bewegung in ganz Deutschland.

Aufmerksamkeit erregte auch eine Adbusting-Aktion. In der Nacht von Freitag auf Samstag wurden über ein dutzend Plakate in Werbekästen in der Bochumer Innenstadt aufgehängt, die auf satirische Weise die Geschäftspraktiken des Immobilienkonzern Vonovia SE thematisierten > Vonovia sagt die Wahrheit


Wohnen ist ein Grundrecht und keine Geldmaschine

Hallo, ich spreche hier für das Bochumer Netzwerk Stadt für Alle. Seit 2016 setzen wir uns für eine solidarische und ökologische Stadt Bochum ein. Immer wieder begegnet uns dabei der Immobilienkonzern Vonovia. Als Mietpreistreiber, bekannt für falsche Nebenkostenabrechnungen und als Anteilseigner des kommunalen Wohnungsunternehmens VBW. Die Präsenz von Vonovia in der Stadt drückt sich nicht nur in der hier ansässigen neuen Konzernzentrale aus. Gute Verbindungen zu Politik und Verwaltung gehören natürlich dazu. Und wie das an Standorten großer Unternehmen so üblich ist, wurde Vonovia auch Hauptsponsor des VfL Bochum und das Stadion nach dem Konzern benannt.

Einen Konzern, der das Gesicht der Stadt stark mitbestimmt hatten wir in Bochum schon einmal. Das Untenehmen OPEL sorgte dafür, dass Bochum Autostadt wurde. 1962 wurden über Nacht mehr als 100 km Radwege an den Hauptstraßen zu Autoabstellplätzen umdefiniert. 60 weitere Jahre Autosubvention sorgten für eine teure und laute Stadt mit den schlechtesten Radbewertungen der Republik. Nun das Ganze noch einmal unter den Vorzeichen des Immobilienkapitals?

Die Begründungen klingen ähnlich. Die Arbeitsplätze, die Steuereinnahmen, die positiven Quartiersentwicklungen. Daher sollen gewinnorientierten Unternehmen keine Hindernisse in den Weg gelegt werden. Teurer Neubau, mehr Versiegelungen, mehr Verkehr. Regeln wie eine hohe Sozialwohnungsquote oder Zweckentfremdungssatzung? Fehlanzeige.

Auch wenn gemessen an boomenden Städten, im Ruhrgebiet die Mieten vergleichsweise gering sind, heißt das nicht, dass Menschen hier einen geringeren Teil ihres Einkommes für das Wohnen ausgeben müssen. Die Einkommen im Ruhrgebiet sind niedrig und deshalb ist die Mietbelastung genauso hoch wie in Köln oder Düsseldorf. Die ärmere Bevölkerungshälfte, und unter ihnen insbesondere große Familien, finden kaum eine angemessene bezahlbare Wohnung.

Dagegen kämpfen wir in Bochum zusammen mit dem Mieterverein, Anwohnerinis und Klimagruppen. Wir haben dazu aktuell eine gemeinsame wohnungspolitische Erklärung formuliert. Denn die Wohnungsfrage ist nicht nur eine soziale sondern auch eine ökologische. Wenn die bestehenden Wohnungen in gutem Zustand, zugänglich und erschwinglich sind, können alle Menschen eine Wohnung finden. Die Alternative, die wir immer häufiger erleben ist dagegen: Instandhaltungsstau > Leerstand > Abriss > teurer Neubau plus Verdrängung.

Vonovia präsentiert sich gerne als nachhaltiges und soziales Wohnungsunternehmen und verweist auf seine Vorzeigeprojekte die auch hier in Bochum entstehen: Barrierefreier Neubau mit Solaranlagen, Geothermie, Demenz WG und Mieter*innenfesten. Diese Neubauten sind für die Masse der Einwohner*innen unserer Stadt nicht bezahlbar und helfen den Mieter*innen in den vielen Vonovia Siedlungen aus den 1950er Jahren mit Instandhaltungsstau wenig.

Ein bischen soziale und ökologische Verantwortung zu zeigen gehört als Corporate Design genauso zum Geschäftsmodell der Vonovia wie auf der anderen Seite bewusst falsche Nebenkostenabrechnungen oder eine mangelnde Tarifbindung bei den Mitarbeitenden. Vonovia ist ein börsennotierter Immobilienkonzern der in erster Linie seinen Aktionär*innen verpflichtet ist. Und darum geht es.

Wir sagen: Die Stadt ist für die Menschen da. Wohnen ist ein Grundrecht und keine Geldmaschine. Deshalb gehen wir heute auf die Straße. Für eine Stadt für Alle.

Veröffentlicht in Stadt für Alle